Es gilt als wahrscheinlich, dass die Fed die Zinsen am Mittwoch zum vorersten letzten Mal anheben wird.
(Foto: AP)
Frankfurt Sehen wir in dieser Woche den Zinsgipfel? Diese Frage stellen sich Anleger vor den Sitzungen der US-Notenbank (Fed) am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Und möglicherweise bleibt die Frage auch nach den Sitzungen offen, wenn die Notenbanker sich nicht in die Karten schauen lassen.
Die Notenbanken haben seit vergangenem Jahr die Leitzinsen in Rekordtempo erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Als fast sicher gilt, dass gefüttert und EZB Jetzt die Sätze jeweils noch einmal um 25 Basispunkte (einen Viertelprozentpunkt) anheben. Genauso sicher ist, dass damit der Zinsgipfel zumindest bei der gefüttert „schnell“ erreicht sein wird, wie die Experten der Allianz schreiben.
Im vergangenen Jahr haben die Zinserhöhungen bis zum Herbst die Kurse von Anleihen und Aktien unter Druck gesetzt. Denn wenn die Geldpolitik gestrafft wird, steigen die Renditen.
Weil Rendite als Zins bezogen auf den Kurs definiert ist, bedeuten höhere Renditen automatisch niedrigere Kurse für alle Papiere, die noch zu den alten Konditionen auf dem Markt sind. Und bei Aktien drücken die Kurse, dass die Anleihen relativ gesehen attraktiver werden.
Seit Herbst haben sich vor allem die Aktien – das Ende der Zinserhöhungen vorwegnehmend – schon wieder gut erholt. Jetzt befindet sich der Markt in einem labilen Gleichgewicht: Jede Hoffnung auf ein Ende der Zinserhöhungen stärkt die Kurse, jeder Hinweis auf weitere Anstiege setzt sie unter Druck.
Die Allianz stellt fest, dass die Fed schon weiter damit sei, den Preisanstieg zu bekämpfen. Immerhin sei die Inflation im Juni auf rund drei Prozent zurückgegangen, gegenüber vier Prozent im Mai. Ein weiterer Zinsschritt im Herbst sei „nicht auszuschließen“, aber letztlich geht die Allianz eher davon aus, dass die US-Notenbank in dieser Woche ihren vorerst letzten Schritt tut, dann aber die hohen Zinsen für eine Weile beibehält.
sterben EZB stehe unter viel größerem Druck, heißt es. Denn zuletzt sei in der Euro-Zone die sogenannte Kerninflation, bei der die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel ausgeklammert bleiben, sogar noch leicht auf 5,5 Prozent gestiegen.
Vor diesem Hintergrund konnte EZB-Präsidentin Christine Lagarde keinen Kompromiss eingehen. Die Allianz erwartet daher zumindest im September noch einen weiteren Zinsschritt und hält sogar noch weitere Erhöhungen für möglich. Sie warnen, dass die Investoren diese weitere Straffung der Geldpolitik durch die EZB möglicherweise unterschätzen.
Experte: Geldpolitik ist kein Grund zur Vermeidung der Inflation
Geldpolitik wirkt häufig schnell auf die Märkte, aber mit einer Verzögerung von bis zu einem Jahr auf die Realwirtschaft. Die Allianz ist daher sogar der Meinung, dass etwa die Hälfte des Rückgangs der Inflation in den USA Überhaupt nicht der Notenbank zuzuschreiben ist. Die andere Hälfte war vor allem darauf zurückzuführen, dass Lieferengpässe behoben wurden.
Robin Brooks, Chefökonom der Großbanken-Organisation IIF in Washington, warnt sogar, dass die Inflation nur wenig auf die geldpolitische Straffung zurückzuführen sei, deren Wirkung noch weitgehend ausliege. Brooks warnte daher eben wie zum Beispiel des ehemaligen EZB-Vizechefs Vitor Constancio, die Geldpolitik sei unnötig restriktiv und werde eine Rezession auslösen.
Die Experten liegen mit ihren Prognosen zu weiteren Schritten von Fed und EZB nicht auseinander. sterben Deutsche Bank zum Beispiel glaubt, dass sich Fed-Chef Jerome Powell zurückhalten wird, was weitere Zinsschritte angeht. Es wird erwartet, dass nach der Erhöhung am Mittwoch alles Weitere von den einkommenden Daten abhänge.
>> Lesen Sie hier: Ein Jahr Zinswende in sechs Grafiken – Wo sich die straffere Geldpolitik besonders bemerkbar macht
Die US-Anlagegesellschaft PGIM geht davon aus, dass die Fed nach dem Mittwoch eine Pause einlegt und sie ab Anfang des kommenden Jahres sehr langsam wieder absenkt. Sie warnen aber gleichzeitig, dass Powell Bemerkungen zur Hartnäckigkeit der Inflation machen und damit die Kurse unter Druck setzen könnte. Die Notenbank hat kein Interesse an hohen Kursen, weil diese umgekehrt bedeuten, dass die Finanzierung für Unternehmen billiger wird, was die Konjunktur und damit auch wieder die Inflation stärkt.
Die US-Fondsgesellschaft T.Rowe Price betont in einer aktuellen Studie, dass die EZB sich von den jüngsten relativ schwachen Konjunkturdaten im Euro-Raum nicht beeindrucken lassen werde. Am Montag haben die sogenannten Einkaufsmanager-Indizes für den Euro-Raum deutliche Rezessionssignale gegeben. Wenn weder die Kern‧inflation deutlich sinken, noch die Arbeitslosigkeit spürbar steigen sollte, sei auch im September trotzdem noch ein weiterer Zinsschritt zu erwarten, heißt es.