Seit über einem Tag läuft die Suche nach einem mutmaßlichen Löwin in Berlin weiterhin ins Leere. Auch der Wildtierexperte des Landes Berlin hat sich das Video, das von dem Tier aufgenommen wurde, „wieder und wieder“ angesehen. Er erkennt keine Raubkatze.
Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert ist skeptisch, ob tatsächlich eine Raubkatze frei durch Berlin und Brandenburg läuft. Er konnte auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkennen, die von links nach rechts laufen, sagte er am Freitagmorgen im RBB-Inforadio. „Ich habe es mir wieder und wieder angesehen.“
Natürlich glaube er den Zeugen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier gesehen haben, ergänzte Ehlert. Dennoch mache es ihn stutzig, dass bisher keine Spuren gefunden werden konnten.
„Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so ein Löwin nicht.“ „Sie hinterlässt Spuren“, sagte der Wildtierexperte. „Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist.“ Das ist schon sehr unwahrscheinlich.“
„Jeder der etwas kritisch denken oder sehen möchte, sollte sich das ein Video mehrmals ansehen, wo ein Tier von links nach rechts läuft.“ „Da ist erst ein Tier zu sehen, dann ein zweites, das sind zwei Wildschweine“, fährt Ehlert fort. Der Schwanz eines Löwin müsste zwei- bis dreimal so lang sein wie der, der auf dem Video zu sehen sei.
Ausgeschlossen sei es aber nicht, dass es sich um eine Raubkatze handelt. „Wir hatten auch schon Servale, das sind Raubkatzen, in Berlin vor vielen Jahren, die waren (…) illegal gehalten und nicht gechippt.“ „Die haben wir nachher einfangen können“, sagte Ehlert. In jedem Fall sei es daher richtig, dem Ganzen nachzugehen.
Unterstützung erhielt Ehlert auch von Jäger Paul Reilmann, der gegenüber WELT TV die Lage ähnlich einschätzte. „Ich bin der Meinung, dass es keine Löwen gibt, die man finden könnte“, sagte der Jagdfilmer. Zumindest im Video sei „eindeutig“ ein Wildschwein zu sehen. In einem Video auf Instagram führte Reilmann vier Gründe für seine Einschätzung an: Die Schubbewegung am Baum, die Form von Ohren und Schwanz, aber auch die Fellfarbe stimmte mit dem Sommerfell vieler Wildschweine überein. Gegenüber WELT empfahl Reilmann, den Baum auf Spuren zu untersuchen.
Die Warnung vor einer Raubkatze erreichte die Bevölkerung südlich von Berlin in der Nacht zum Donnerstag: Ein freilaufender Löwin sollte in Kleinmachnow in Brandenburg gesichtet werden. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo eines Zeugen zeigt ein Tier dort zwischen Büschen und Bäumen umherschleichen. Das Video schätzen die Ermittlungsbehörden als echt ein. In der Nacht hätten auch Polizisten die Raubkatze „gesichert“ gesehen, sagte eine Behördensprecherin.
Weitere mögliche Sichtungen gab es am Nachmittag und Abend im Berliner Stadtgebiet, nahe der südlichen Grenze zu Brandenburg. Die Berliner Polizei konzentrierte sich darauf, ihre Suche auf dem Gebiet in Zehlendorf rund um den langen Königsweg durchzuführen. Die Einsatzkräfte in Berlin und Brandenburg wollen ihre Suche am Freitag intensivieren. Dabei sollen professionelle Tierspurensucher den Wald durchforsten.
Quelle:Nachrichten – WELT