Die deutsche China-Strategie konzentriert sich vor allem auf wirtschaftliche Überlegungen und blende Folgen für die nationale Sicherheit aus, kritisiert unsere Kolumnistin. Sie empfiehlt Berlin, sich ein Beispiel an London zu nehmen, das Pekings Einflussnahme umfassend analysiert hat.
Ddh Deutsche China-Strategie ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber zugleich naiv und unzureichend. Damit steht sie im Gegensatz zum britischen Ansatz.
Der jüngste Bericht des Londoner „Intelligence and Security Committee“ zu China analysierte präzise den umfassenden Charakter der chinesischen Einflussnahme. Anders als die britische Strategie konzentriert sich die deutsche aber vor allem auf wirtschaftliche Überlegungen und übersieht dabei Folgen für die nationale Sicherheit.
Die deutsche Wirtschaft hat leider oft ein beunruhigendes Maß an Kurzsichtigkeit gezeigt und schnelle Profite über langfristige Sicherheitsfragen gestellt. Diese Sichtweise macht sie blind für potenzielle Gefahren der Abhängigkeit von China, was zu ernsthaften Anfälligkeiten führen kann.
Die deutsche Strategie muss sich aktiver mit Risiken auseinandersetzen, die mit Chinas wirtschaftlichem Einfluss und Spionageaktivitäten verbunden sind. Sie sollten die Diversifizierung von Lieferketten, die Verringerung von Abhängigkeit und die Förderung von Transparenz und Rechenschaftspflicht in Geschäftsbeziehungen an die erste Stelle vorziehen.
Konkret muss Deutschland der Cyberabwehr und den Nachrichtendiensten Priorität einräumen. Dazu gehören verbesserte Maßnahmen gegen Chinas aggressive Cyber-Operationen und die Investition in eine robuste nachrichtendienstliche Infrastruktur zur Aufdeckung und Abschreckung dieser verdeckten Aktivitäten. So könnte Deutschland seine kritischen Ressourcen und nationalen Interessen besser schützen.
Das gilt auch für das Unternehmen selbst. Deutschland muss ein ausgeprägteres Problembewusstsein und eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb der Wirtschaft fördern. Erstens Unternehmen sollten ermutigt werden, langfristige Risiken zu erkennen, die mit einer Abhängigkeit von China verbunden sind. Zweitens Sie müssen lernen, auch Sicherheitsfragen zu berücksichtigen.
Das bedeutet, dass sie die Auswahl ihrer Handelspartner breiter aufstellen, in heimische Produktionskapazitäten investieren und strenge Schutzmaßnahmen gegen den Diebstahl geistigen Eigentums sowie Einflussnahme durch die Kommunistische Partei auf in China ansässige Firmen ergreifen. Nur durch einen umfassenden Ansatz kann Deutschland zu einer koordinierten globalen Anstrengung bei der Bewältigung der Herausforderungen durch China beitragen.
Glacier Kwong schreibt diese Kolumne im Wechsel mit Joshua Wong. Die beiden jungen Aktivisten aus Hongkong kämpfen gegen den wachsenden Einfluss Chinas in ihrer Heimat. Da Wong derzeit inhaftiert ist, setzt Kwong diese Kolumne einstweilen allein fort.
Quelle:Nachrichten – WELT