„Ich war die ganze Session über zur falschen Zeit auf der Strecke, an den falschen Stellen“, brachte Russell das Grundproblem für seinen späteren Feierabend auf den Punkt. „Wir sind als Team viel zu viel Risiko eingegangen.“ An der Performance habe es nach Ansicht des Mercedes-Piloten nicht gelegen. „Das Auto war so schnell, dass wir nicht einmal für eine Runde tanken mussten, um dann ganz am Ende und im dichten Verkehr zu fahren.“
Doch genau dazu kam es! Russell blieb vor Ende der Sitzung im dichten Verkehr stecken. „Ich habe versucht, das Gentlemen’s Agreement zu respektieren und wurde von einigen Autos überholt, vor allem von Pierre, der mich in der letzten Kurve überholte“, zeigte sich der Brite aufgebracht. „Ich hatte schon drei Zehntel Rückstand, bevor ich überhaupt losgefahren war, und die Runde war gelaufen.“
„Ich will keinem der Fahrer die Schuld geben, wir kämpfen alle für uns selbst“, so Russell, der sogar das Gentlemen’s Agreement in Frage stellt. „Ich glaube nicht, dass es jemals wirklich existierte, und ehrlich gesagt hätte ich an ihrer Stelle wahrscheinlich dasselbe getan.“
„Man muss für sich selbst kämpfen“, weiß Russell. „Aber die Strecke ist groß genug.“ Und dennoch kam es dazu, dass sich Fahrzeuge zahlreiche vor der letzten Kurve sammelten und sich gegenseitig blockierten. „Wir müssen einfach in den Spiegel schauen und erkennen, dass wir heute einen großen Fehler gemacht haben.“
Russell: „Schlimmer für die Fans“
Dass alle Piloten in Q1 mit den harten Reifen fahren mussten, hatte laut des Mercedes-Piloten keinen Einfluss auf das Ergebnis. „Der harte Reifen von diesem Jahr ist der Medium-Reifen vom letzten Jahr“, so Russell. „Und es ist offensichtlich so heiß da draußen, dass der harte Reifen gut funktioniert.“
„Ich denke, für das Qualifying ist es gut“, sagte der Brite über die neue Qualifying-Regel. Gleichzeitig fand er aber auch Kritik, denn die Fahrzeit in den Trainings am Freitag wird deutlich geringer, um Reifen für den Samstag zu sparen. „Für die Zuschauer ist das noch schlimmer, und wir müssen eine bessere Lösung finden, denn die Fans zahlen eine Menge Geld, um am Freitag, Samstag und Sonntag zuzuschauen.“
Über diesen Punkt sollten die Verantwortlichen nach Ansicht des Mercedes-Pilot noch einmal nachdenken: „Wenn wir im Vergleich zu früher nur 60 Prozent der Runden fahren, bekommen sie weniger für ihr Geld, also müssen wir eine bessere Lösung finden“, so Russell.