An Berlins Stadtgrenze läuft offenbar ein Löwin frei herum. Die Polizei ist mit Hubschraubern und Drohnen im Einsatz. Die Behörden warnen die Bevölkerung im Süden der Hauptstadt vor einem „freilaufenden gefährlichen Wildtier“.
- Raubkatze südlich von Berlin gesichtet, vermutlich ein Löwin
- Menschen in den Brandenburger Orten Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf sollen Häuser nicht verlassen und Haustiere nicht ins Freie lassen
- Polizei und Feuerwehr haben große Suchaktion gestartet
Mit amtlichen Gefahreninformationen warnen die Behörden rund um Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) und im südlichen Berlin vor einem „freilaufenden gefährlichen Wildtier“. Nach rbb-Informationen handelt es sich um einen Löwin. Auch die Feuerwehr spricht in ihrer Warnung von „vermutlich einem Löwin“.
Die herausgegebene Warnung gilt neben Kleinmachnow auch für Stahnsdorf und Teltow. Die Bevölkerung wird aufgerufen, zu Hause zu bleiben sowie Haus- und Nutztiere in Sicherheit zu bringen.
Unter anderem wurde die Bevölkerung mithilfe von Warnapps gewarnt. Darüber hinaus wurde von der Berliner Feuerwehr auch im Süden Berlins eine Warnung ausgesprochen. Ein Feuerwehrsprecher sagte dem rbb, dass dies eine Vorsichtsmaßnahme sei, weil es eine direkte räumliche Nähe zum aktuellen Suchort auf Brandenburger Seite im Raum Kleinmachnow gebe.
Offenbar von Zeugen gefilmt
Die Polizei hat nach eigenen Angaben von dem Wildtier durch Zeugen erfahren. „Gegen Mitternacht kam bei uns die Meldung rein, die wir uns alle nicht vorstellen konnten. Da haben zwei Passanten ein Tier gesehen, das einem anderen nachrennt“, sagte Polizeisprecher Daniel Kiep dem rbb. „Das eine war ein Wildschwein und das andere war offensichtlich eine Raubkatze, eine Löwin. Die beiden Herren haben auch ein Handyvideo aufgenommen und auch erfahrene Polizisten mussten bestätigen, es handelt sich wahrscheinlich um einen Löwin“, so Keip weiter. Unklar, wo das Tier herstammt
Mit Hubschraubern und Wärmebildkameras wird nach dem Tier gesucht. Auch das Veterinäramt mit Tierärzten und Jägern ist eröffnet. „Es gab verschiedene Sichtkontakte, so dass wir tatsächlich im Moment davon ausgehen, dass ein Löwin frei durch Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow bzw. den angrenzenden Bereich der Bundeshauptstadt läuft“, erklärte Keip.
Aktuell vermutet die Polizei, dass sich der Löwin in einem kleinen Waldgebiet befindet und schläft. Trotz intensiver Suche ist das Tier bisher noch nicht gefunden worden. Anwohner in Kleinmachnow berichten, dass ein Waldstück in der Nacht von Suchkräften mit Scheinwerfern hell erleuchtet wurde. Ein Polizeisprecher sagte einer rbb-Reporterin, dass noch mehr Polizeikräfte und auch Drohnen für die Suche nach dem Raubtier benötigt würden.
Woher das Tier stammt, ist unklar. „Weder Tierpark, Zoo noch Zirkusse vermissen ein entsprechendes Tier“, sagte der Polizeisprecher dem rbb. Auch habe man aktuell keine Hinweise darauf, dass Privatleute aus Kleinmachnow so ein Tier gehalten haben. „Wir sind da genauso ahnunglos wie das Veterinäramt, wo dieser Löwin herstammt.“
Also hört man im Sommer immer wieder von Krokodilen in Badeseen und stellt dann fest: Es ist eine große Ente. In dem Fall ist es offensichtlich absolute Realität und es handelt sich wirklich um einen Löwin, der frei durch Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow läuft.
Polizei durchkämmt systematisch
Keip erklärte, dass die Polizei bei der Suche nach dem Raubtier auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen sei. „Wenn man Beobachtungen macht, kann man gerne den Notruf wählen, aber auch nur dann“, unterstrich der Polizeisprecher. Selbst sei man mit genügend Beamten gerade im Einsatz und durchkämme systematisch die angrenzenden Bereiche, „wo wir entsprechende Vermutungen haben“. So ist eine gesamte Einsatzhundertschaft sowie Beamte aus der Polizeidirektion West auf Löwensuche.
Keip erklärte weiter, dass man in einer engeren Abstimmung mit dem Veterinäramt und Tierärzten stehe. Wenn das Tier gesichtet werde, gehe ich davon aus, dass es betäubt und anschließend in eine Tierschutzeinrichtung gebracht werde. Wenn eine Gefahr für Leib und Leben bestünde, „musste man über andere Möglichkeiten nachdenken“.
Eine Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark sagte, es sei eine Tierärztin mit vor Ort und zwei Jäger mit Waffen. Wenn man das Tier findet, wird entschieden, ob man mit Betäubung arbeiten oder es erschießen muss. „Das wird je nach Situation entschieden.“ Die Suche nach dem Raubtier sei eine große Herausforderung, meinte die Sprecherin.
Ehemalige Dompteurin: Löwin hat panische Angst
In welchem Zustand sich das Tier befindet, ist unklar. Die ehemalige Löwen-Dompteurin Marcella Coldam sagte dem rbb, wenn das Tier „tatsächlich schon ein Wildschwein gerissen hat, ist sie schon Tage unterwegs, dann ist sie nicht erst heute Morgen abgehauen oder hat beim Besitzer tagelang nicht zu fressen bekommenm“. Auch wenn die Löwin jetzt gefressen habe, „würde ich nicht sagen, dass sie irgendwo ruhig abspannt, weil sie einfach zu sehr aufgeregt ist. Die sitzt da irgendwo in der Ecke, in einer Höhle, in einem Gebüsch, wo sie etwas Schutz findet, weil sie panische Angst hat“, so Coldam.
Die Gemeinde Kleinmachnow hält Kitas offen
Die Gemeinde Kleinmachnow selbst hat auf die Suche nach einem entlaufenen Raubtier reagiert, hält aber Einrichtungen offen. Die Kitas seien geöffnet, die Kinder dürften aber nicht raus in den Garten, sagte eine Sprecherin der Gemeinde. Auch das Rathaus bleibt offen. Den Händlern am Markt sei empfohlen worden, keine Stände aufzubauen. „Es sind kaum Leute da“, sagte die Sprecherin.