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Der russische Präsident Putin hat die russische Gegenoffensive als „gescheitert“ bezeichnet. Rheinmetall wird in den nächsten Tagen mit der Auslieferung neuer Munition für den „Gepard“-Panzer an die Ukraine beginnen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Die Ukraine hat nach Darstellung der USA mittlerweile etwa die Hälfte der Gebiete zurückerobert, die Russland bei seiner Invasion ursprünglich besetzt hatte. Die jüngste Gegenoffensive stehe allerdings erst in den Anfängen und werde ein „sehr härterer Kampf“, sagt US-Außenminister Antony Blinken dem Sender CNN. „Sie wird sich nicht in den nächsten ein, zwei Wochen abspielen“, sagt er weiter. Vermutlich werde sie noch „mehrere Monate“ dauern.
Das Ziel Russlands, die Ukraine „von der Landkarte auszuradieren“ und die Souveränität des Landes auszulöschen sei längst gescheitert, so Blinken.
Der Stabschef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, hat angesichts des erneuten russischen Beschusses mehr Raketenabwehrsysteme und taktische Raketen für sein Land gefordert – ebenso der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev. „Wir brauchen mehr Flugabwehr“, twitterte Makeiev mit Blick auf die Angriffe auf Odessa. „Das pure Böse hat einen Namen – Russland“, so Makeiev weiter.
Zum wiederholten Mal seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den verbündeten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko empfangen. Die beiden besuchten unweit der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg ein Museum zu Ehren der russischen Marine. Dem Kremlchef soll der Arbeitsbesuch am Montag fortgesetzt werden.
Lukaschenko äußerte sich außerdem über Soldaten der russischen Privatarmee Wagner, die nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau nach Weißrussland umgesiedelt wurden. „Die Wagner-Leute haben angefangen, uns anzustärken“, sagte er. Die Söldner hätten einen „Ausflug nach Warschau und nach Rzeszow machen“ wollen, hinzu kam er hinzu. Beides sind Städte in Polen. Lukaschenko versicherte, die Söldner blieben weiter in zentralen Gebieten von Belarus stationiert.
Erstmals seit dem Aufstand der Söldnertruppe Wagner hat Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko (l.) getroffen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die ukrainische Gegenoffensive als „gescheitert“ bezeichnet. Bei einer Begrüßung durch Putin zu einem Treffen in St. Petersburg sagte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko laut russischen Nachrichtenagenturen: „Es gibt keine Gegenoffensive.“ Putin entgegnete: „Es gibt sie, aber sie ist gescheitert.“
Die ukrainischen Streitkräfte haben im vergangenen Monat mit der seit langem erwarteten Gegenoffensive begonnen, konnten aber bisher nur kleine Erfolge gegen die gut verschanzten russischen Invasionstruppen erzielen. US-Generalstabschef Mark Milley hatte kürzlich erklärt, die russische Gegenoffensive sei „weit von einem Misserfolg entfernt“, werde aber lang, hart und blutig sein.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland misst nordöstlichen Teilen der Ukraine nach britischer Einschätzung größere Bedeutung, während es anderswo in seinem Angriffskrieg unter Druck steht. Im Norden der Frontlinie in den ostukrainischen Gebieten Luhansk und Charkiw sei es in den vergangenen Tagen zu zunehmendem Artilleriefeuer gekommen, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit.
Vermutlich habe es dort auch mehr Angriffe kleinerer russischer Einheiten gegeben. Russland habe dabei zwar wahrscheinlich nur kleinere Fortschritte erzielt, schrieben die Briten. „Aber seine erneute Aktivität im Norden unterstreicht dessen Bedeutung für den Kreml, während es gleichzeitig im südlichen Bereich Saporischschja erheblichem Druck ausgesetzt ist.“ Das russische Militär dürfte demnach versuchen, zurück zum Fluss Oskil zu gelangen, um eine Pufferzone rund um das Gebiet Luhansk zu schaffen. Luhansk sei mit ziemlicher Sicherheit eines von Russlands fundamentalen Zielen in dem Angriffskrieg.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Bei einem nächsten russischen Angriff auf die ukrainische Schwarzmeer-Hafenstadt Odessa sind nach ukrainischen Angaben mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt worden. Innenminister Igor Klymenko meldete den Tod eines zweiten Mannes, zuvor hatte der zuständige Regionalgouverneur Oleg Kiper bereits den Tod eines Zivilisten gemeldet.
Nach Angaben aus Kiew wurde bei den Angriffen die Verklärungskathedrale in Odessa „zerstört“. Jüngsten Angaben der Regionalverwaltung von Odessa zufolge wurden 22 weitere Menschen, darunter vier Kinder, bei den Angriffen verletzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Morgen in mehreren Online-Netzwerken, für ihr Vorgehen in Odessa werde „mit Sicherheit Vergeltung gegen die russischen Terroristen“ geübt.
Der ukrainischen Luftwaffe zufolge hatte Russland in der Nacht am Sonntag insgesamt 19 Raketen unterschiedlicher Bauart auf Odessa abgefeuert. Darunter sind Marschflugkörper der Typen „Oniks“ und vom Meer aus abgeschossenen „Kalibr“-Marschflugkörpern – sowie ballistischen „Iskander“-Raketen. Neun der Geschosse haben die Luftabwehr abfangen können.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird in den nächsten Tagen mit der Auslieferung frischer Munition für den deutschen Flakpanzer „Gepard“ beginnen. Bis zum Jahresende sollten 40.000 Granaten in die Ukraine geliefert werden, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger der „Bild am Sonntag“. Das gesamte Auftragsvolumen belaufe sich auf 300.000 Schuss.
Deutschland hat der Ukraine bislang rund 40 Gepard-Flugabwehrpanzer geliefert. Weitere Panzer sollen bis zum Jahresende in die Ukraine gebracht werden.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hält die Leistungsfähigkeit der deutschen Nachrichtendienste in Krisenlagen für nicht mehr ausreichend.
„Man braucht offensichtlich mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die aber auch grünes Licht bekommen sollten, näher am Geschehen aktiv zu sein“, sagte die FDP-Politikerin der Nachrichtenagentur dpa. „Wir stützen unser Wissen auch auf befreundete Dienste. Daraus leiten wir dann unsere Informationen ab und machen uns ein Bild der Lage. Kann es sein, dass andere Länder deutlich forscher und genauer hinschauen?“
Nach dem bewaffneten Aufstand des Chefs der russischen Söldnerorganisation Wagner, Jewgeni Prigoschin, gegen Moskaus Militärführung war Kritik am Bundesnachrichtendienst (BND) laut geworden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte erkennen lassen, dass der BND von dem Aufstand überrascht wurde.
Die ukrainische Regierung meldet eine weitere nächtliche Angriffswelle auf die südukrainische Hafenstadt Odessa. Dabei wurde ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt, darunter vier Kinder.
„Odessa: ein weiterer nächtlicher Angriff der Monster“, sagte Oleh Kiper, Gouverneur der südukrainischen Region Odessa, auf Telegram. „Leider haben wir einen Zivilisten, der getötet wurde.“ Die größte orthodoxe Kirche der Stadt, die 1809 geweihte Spaso-Preobraschenski-Kathedrale, ist bei den Angriffen der Nachrichtenagentur RBC-Ukraine schwer beschädigt worden.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Die ukrainischen Luftabwehrsysteme haben nach Angaben des Gouverneurs Oleh Kiper einen weiteren russischen Angriff auf die südukrainische Hafenstadt Odessa verhindert. Kiper warnte die Bürger über den Telegram-Kanal davor, den Luftkrieg zu filmen.
Ein von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) angemahntes Reparaturzentrum in Polen für einen an die Ukraine gelieferten „Leopard“-Panzer ist fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Das gab der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Samstagabend bekannt.
„Das Reparaturzentrum in Gliwice ist in Betrieb! Die ersten beiden Leoparden sind bereits aus der Ukraine im Bumar-Werk eingetroffen“, schrieb der nationalkonservative Minister auf Twitter.
Bereits im April hatten sich Pistorius und Blaszczak auf den Aufbau des Instandsetzungszentrums des Rüstungsherstellers Bumar-Labedy in Gliwice geeinigt. Dort sollen „Leopard“-Kampfpanzer aus Deutschland und Polen repariert werden, die von der Ukraine im Kampf gegen Russland eingesetzt werden. Bei seinem Besuch in Polen Anfang Juli hatte Pistorius jedoch zu langsame Fortschritte der polnischen Seite bei der Fertigstellung des Zentrums kritisiert.
Der Präsident Wladimir Putin und der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko werden sich nach Angaben der russischen Regierung heute treffen. Lukaschenko sei zu einem Arbeitsbesuch in Russland und werde mit Putin über die weitere Entwicklung der „strategischen Partnerschaft“ der beiden Länder sprechen, teilte der Kreml mit.
In der Ukraine sind durch russischen Beschuss mehrere Menschen getötet und verletzt worden. In der Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im Osten des Landes sei am Samstag ein Bewohner durch russischen Beschuss getötet worden, teilte die örtliche Staatsanwaltschaft bei Telegram mit. Eine weitere Person sei bei dem Beschuss des Ortes Dworitschna im Raum Kupjansk getötet und eine verletzt worden, hieß es weiter.
Der Militärverwaltung des Gebiets Sumy im Nordosten des Landes wurden am Samstag mehrere Ortschaften mit Artillerie oder von Hubschraubern aus beschossen. Im Ort Krasnopil seien nach vorläufigen Erkenntnissen mindestens eine Person getötet und vier weitere verletzt worden, hieß es weiter. Zudem seien mehrere Wohnhäuser und eine Gasleitung beschädigt worden. In einer weiteren Gemeinde des Gebiets wurden zwei Personen infolge eines Angriffs mit einer Drohne verletzt.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Auf Bitten der Ukraine beruft NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am kommenden Mittwoch ein Treffen des neuen NATO-Ukraine-Rats ein.
Ziel sei es, über die jüngsten Entwicklungen zu beraten und den Transport von ukrainischem Getreide durch das Schwarze Meer zu erörtern, teilte Bündnissprecherin Oana Lungescu mit. Das Treffen soll auf Botschafterebene stattfinden.
Kurz vor der Ankündigung hatte Stoltenberg mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Stoltenberg teilte danach mit: „Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, aufs Schärfste.“ Die Verbündeten der Ukraine so lange wie nötig zur Seite. Das von Russland angegriffene Land sei der NATO nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses so nahe wie nie.
Nach Äußerungen Putins über Polen hat die Regierung in Warschau Russlands Botschafter einbestellt. Laut Informationen der UNESCO sollen bei Angriffen auf Odessa mehrere Museen beschädigt worden sein. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.