Man muss die Feste feiern, wie sie gefallen: So lautet ein kluger Spruch, der eigentlich zu nichts anderem einlädt, als sich hin und wieder ein wenig Spaß zu gönnen. Ob es einer nun gerade in den Kram passt oder nicht. Bisweilen fällt die deutsche freudige Gelassenheit ja durchaus schwer im Alltag. Dafür muss man sich nur morgens und abends in der Rushhour auf Frankfurts Straßen umschauen. Alle hetzen sich ab, entweder auf zwei Beinen oder zwei oder vier Rädern, Spaß sieht anders aus. Denn Spaß ist nicht wirklich effizient, auch kann man sich dabei nicht gut über das Wetter oder den nervösen Nachbarn beklagen. Spaß ist unpraktisch: Hat man Spaß, vergeht dabei die wertvolle Zeit, von der man nie genug hat, noch schneller als sonst. Und überhaupt, Spaß ist eh nichts, wofür man sich bewusst Zeit nimmt, so die gängige Denkart, Spaß passiert eher zufällig, und dann ist es mal spaßig, aber dann ist es auch wieder gut.
Es verwundert daher nicht, dass viel ansatzbezogener Spaß auf der anderen Seite des Atlantiks erfunden wurde. Halloween (in seiner jetzigen, nicht keltischen Version) ist so ein Beispiel oder die überdimensionale Feierei sämtlicher Lebensabschnitte (Verlobung, Hochzeit, Babyshower), die Ausmaße annimmt, die sich auf dem Spaßbarometer des Durchschnittsdeutschen gar nicht mehr abbilden lassen. Und weil sich anlassbezogener Spaß idealerweise wiederholt und deshalb konkrete Daten besonders geeignet für ihn sind, ist es nur folgerichtig, dass eine Kanadierin den 23. Juli zu einem Tag für besonders kleine, aber wirksame Lebensfreuden auserkoren hat: Zuckerstreusel.
Überraschung, Marketing
Den „National Sprinkle Day“, also den nationalen Zuckerstreuseltag, gibt es aus feierlauniger Sicht zu Recht: Zuckerstreusel sind bunt, das macht visuell schon mal viel her, und sie sind furchtbar unnötig – und bereiten gerade deshalb so viel Spaß. Kein Mensch braucht Streusel, die fast ausschließlich aus Zucker bestehen, auf Eiscremekugeln oder Donuts, die wiederum fast ausschließlich Zucker und Fett enthalten. Aber das Eis, der Donut, die Sahne, alles sieht so viel besser aus mit Streuseln. Sie sind das i-Tüpfelchen auf der Süßspeise, es knirscht herrlich beim Essen, und die ganze Welt ist für einen kleinen Moment in Regenbogenfarben getaucht.
Datiert hat die Erfinderin Rosie Alyea den Ehrentag für die Zuckerstreusel am 23. Juli, weil sie an diesem Tag Geburtstag hat. Seit 2017 ist er offiziell. Auf der Website ihres Onlineshops „Sweetapolita“ beschreibt die Unternehmerin ihre besondere Beziehung zu „Sprinkles“ mit großen Worten: Sie fühlt sich verbunden mit der Welt der Streusel und wolle erreichen, dass jeder Mensch Zuckerstreusel wertschätze, dass sie nicht nur Konditoren Leichtigkeit und Aufregung brächten. Ihre persönliche „magnetische Anziehung“ zu den Streuseln habe sie nicht ignorieren können, vielleicht liege das an der Freude, die Zuckerstreusel allem injizierten, auf dem sie landeten.
Quelle:Aktuell – FAZ.NET